Interpretation "Sich regen, bringt Segen" – Wirtschaftspädagogik

Das Sprichwort „Sich regen bringt Segen“ lässt sich in mehrere Richtungen erläutern. Die erste Erläuterung umfasst den Aspekt, der Bewegung. Wer sich bewegt, verbrennt vermehrt die Nährstoffe im Körper. Durch Bewegung werden zudem die Muskeln trainiert. Sich regen beinhaltet hier also die Bewegung, welche gut und wichtig ist für den Körper des Menschen. Die zweite Interpretation des Sprichwortes umfasst das Engagement des einzelnen in einer Gesellschaft. Nur wer sich regt, also seine Meinung sagt, kann etwas erreichen. Die dritte Auslegung des Sprichwortes beinhaltet den Aspekt der Arbeit. Wer schwer und viel arbeitet, wird später belohnt und kann die Früchte seiner Arbeit ernten. In der Vorlesung wird dieses Sprichwort in Zusammenhang mit der Disziplinierung der Arbeit genannt. In der protestantischen-calvinistischen Gotteslehre waren Martin Luther und Johannes Calvin Befürworter dieses Sprichwortes. Diese Lehre steht im Gegensatz zu den mittelalterlichen Annahmen, in denen der Fleißige von Gott belohnt wurde. In den Annahmen des Mittelalters stand also ein gottgefälliges Leben im Vordergrund. Durch häufiges Beten und Reinwaschen sollte der Mensch sich von Sünden befreien können.  Die Lehre aus dem Mittelalter spiegelte also das Sprichwort insofern wieder, dass die Menschen ein Gott verdientes Leben anstreben sollten und sich durch Beten sozusagen regen sollten und dadurch den Segen erlangen.  In der neuen Denkweise wurde jedoch derjenige von Gott geliebt, der versuchte, das Beste aus seiner Situation zu machen. Dies umfasste insbesondere den Aspekt der Wirtschaftlichkeit. Die Menschen sollten also nicht den ganzen Tag in der Kirche sitzen und beten, sondern für das große Ganze handeln, also wirtschaftlich. Dies war die Grundlage für die heutige wirtschaftlich-kapitalistische Idee. Wer sich also regt und somit fleißig ist, bekommt Segen. Gegner dieses Sprichwortes waren Karl Marx und August Adam. Karl Marx, welcher Anhänger des Kommunismus war, war der Meinung, dass die Menschen im Kapitalismus entfremdete Arbeit leisteten, das bedeutet, es wurde nur notwendige Arbeit geleistet. Notwendige Arbeit war weniger gute Arbeit, da sich der Mensch damit nicht unbedingt identifizieren konnten. Im Kommunismus sollten die Individuen frei sein.  Entfremdete Arbeit war für Marx so definiert, dass ein Mensch seine Arbeitskraft zwar verkaufte, da ihm weder Produktionsmittel noch das Produkt gehörten, aber sich dadurch auch entwickeln konnte. Das Ziel war hier nicht mehr ein Gott verdientes Leben, also den Segen zu erhalten, sondern sich ein Stückweit selbst verwirklichen zu können und nicht nur seine Pflicht zu erfüllen, sondern auch sich mit seiner Arbeit identifzieren zu können. In meinen Augen stimmt das Sprichwort, in soweit, dass man handeln sollte, um etwas zu verändern und etwas besser zu gestalten. Man sollte sich also regen, um sein Ziel, den Segen zu erreichen.